Tagebuch Erdbeben Nepal 2015

10. Mai 2015

Ein Rückblick der letzten Tage Die Erdbebenhilfe-LKW‘s, die am Samstag die 02.05.2015 starteten, fuhren zu zwei Dörfern im Benigat VDC Dhading Bezirk. Der erste Weg führte zu den Menschen im Dorf Dhalit. Diese gelten als "unberührbar" im hiesigen System. Das heißt, sie sind am untersten Rand der Gesellschaft angesiedelt. Sie leben auf "gemietetem" Land. So müssen sie einen Teil ihrer Ernte an die Besitzer des Landes abgeben. Durch das Erdbeben wurde im Grunde das gesamte Dorf zerstört. Die Menschen halfen sich selbst durch den Bau von Hütten mit den Wellplatten, die sie aus ihren Häusern holten. Oder sie hielten sich zusammen mit ihren Tieren in Schuppen auf. Das zweite Dorf, in das unser Helfer gingen, heißt Chepang. Dieses Volk gehört zu den Halbnomaden. Sie wurden erst vor kurzem zu sesshaft. Dieser besondere Ort ist nur in einem Dreistundenfußmarsch erreichbar. In dieser Krise entwickelten die Dorfbewohner ein starkes Gefühl der Solidarität. Sie stehen zusammen, um sich gegenseitig zu helfen. Sie holten, was sie konnten aus ihren Häusern, um weiterhin die Arbeit auf den Feldern verrichten zu können. Unser Team ermittelte am ersten Tag den Bedarf beider Dörfer, indem sie zu jedem Grundstück gingen und nachfragten, was am dringendsten gebraucht wird. Am zweiten Tag verteilten sie mit Hilfe der lokalen Führer die Waren an die einzelnen Familien. Am dritten Tag ging das Team in die Dörfer drum herum, um die Abgabe der Hilfsgüter dort zu koordinieren. Bei diesem Besuch hatten die Menschen in einem Dorf den starken Wunsch, ihren Dank und Liebe irgendwie auszudrücken. So sammelten sie Gemüse von ihren Feldern und boten dieses unserem Team an. Unsere Helfer weigerten sich zunächst, die Geschenke anzunehmen, jedoch ohne Erfolg. Am Ende kam der Mitarbeiter auf die Idee, dieses Gemüse im nächsten Dorf zu verteilen. Damit waren auch die Dorfbewohner einverstanden. Auf diese Weise konnte ein Dorf einen anderen zu helfen. In beiden Dörfern wurden die Hilfspakete sehr geschätzt. Die Dorfbewohner waren sehr glücklich zu sehen, dass sich jemand um sie kümmert. Diese Sorge um die Menschen wurde nicht nur durch die Verteilung der Hilfsgüter sichtbar, sondern auch durch die Art, wie unser Team die Sorge um sie zum Ausdruck brachte. Der Aufwand für die Verpackung der einzelnen Hilfspakete und diese in einzelne Häuser zu bringen haben gezeigt, dass wir uns für diese Menschen interessieren. Ihre Reaktion zeigt uns, dass die psychologische Hilfe in Hilfsaktionen nicht vergessen werden darf.

06. Mai 2015 – 18:00 Uhr

Heute konnten wir wieder Hilfspakete packen. Morgen früh sind wir in der Lage, 500 Lebensmittel- und Hygienepakete zum Flughafen hier in Pokhara zu schicken. Von dort werden sie mit dem Hubschrauber in abgelegene Dörfer in Ghorka verteilt. In der Zwischenzeit werden wir weitere 500 Pakete fertig stellen. Unsere freiwilligen Mitarbeiter arbeiten hart für die ausreichende Versorgung der Notleidenden.Wir sind weiterhin in der Planung unserer mittel- und langfristigen Hilfe. Hier brauchen wir viel Weisheit. Das ist kein einfacher Prozess. Wir benötigen eine gute Koordination und Datenerfassung, damit die richtigen Menschen die richtige Hilfe durch uns bekommen.Die externen medizinischen Teams, die gleich nach dem Erdbeben Nothilfe leisteten, verlassen jetzt ihre Einsatzorte wieder. Unsere eigene Ärzteteams warten nun auf die Aufforderung nach Dhading zu gehen. Zeitgleich bereitet sich unser Krankenhaus darauf vor, viele neue Patienten mit Rückenmarksverletzungen aus den lokalen Krankenhäusern, die oft hoffnungslos überbelegt sind, zu übernehmen.

04. Mai 2015 - 11:20 Uhr

Am Donnerstag und Freitag haben wir 4 LKWs mit insgesamt ca. 30 Tonnen Hilfsgütern in dem Gebiet Dhading verteilt. Über das Wochenende kamen nochmal zwei weitere hinzu. Jetzt gleich werden sich LKW Nr. 7 und 8 mit nochmal ca. 30 Tonnen auf den Weg nach Dhading machen- zu Dörfern in denen bisher noch keine Hilfe ankam. Sie sind vollgepackt mit Zelten, Decken und Matratzen und haben zudem Nothilfe-Säcke mit Lebensmitteln wie Reis, Linsen, Salz und Nudeln geladen. Mittlerweile haben wir auch Hygiene-Packs mit Rasieren, Zahnbürsten, Zahnpasta und Seifen und speziellen Packungen für Babys im Gepäck. Duzende Jugendliche aus den Gemeinden helfen schon seit Tagen unermüdlich beim Packen der Säcke. Das zu sehen bewegt uns sehr! Hilfslieferungen  

3.05.2015 - 16:40 Uhr

Hallo zusammen,

gestern haben wir versucht, uns ein wenig auszuruhen, daher gab es keine Beiträge hier. Unsere LKW’s kamen geleert wieder zurück. Die Lastwagen starteten am  30. April von Pokhara. Aber wegen einem kleinen Unfall und anderen Problemen auf dem Weg, erreichten sie erst am Abend Dhading Besi (Hauptstadt von Dhading Bezirk) Die lokalen Behörden forderten unser Team auf, die LKW‘s direkt in Dhading Besi zu entladen. Die verzögerte sich aus unterschiedlichen Gründen, daher mussten die Helfer ungeplanter Weise über Nacht  bleiben. Die Schlafsäcke waren sicherheitshalber mit dabei. So schlief die Mannschaft unter freien Himmel. Am nächsten Morgen wurden die ersten 3 LKW schließlich entladen. Die Behörden gewinnen immer mehr Vertrauen zu unserer Partnerorganisation hier im Land. So durften wir den Inhalt der anderen LKWs’s in einem weiteren Teil des Bezirkes abliefern, was einem kleinen Abendteuer glich. Leider haben wir davon keine Bilder… Nachdem dann alle LKW’s geleert waren, kam unser Team sichtlich geschafft in den frühen Stunden des nächsten Morgens wieder in Pokhara an.

01.05.2015 - 09:30 Uhr

Guten Morgen,

der nächste LKW hat heute Morgen unsere Station verlassen. Es ist geplant, dass 5 LKW’s im Laufe des Tages starten. Wir planen, weitere Matratzen, Zelte und Decken in die Notstandsgebiete zu liefern. Auch wird Chlor zur Wasseraufbereitung benötigt. Die medizinische Versorgung ist gesichert. Jedoch hören wir immer wieder den Notschrei: „Wir brauchen  Zelte, Zelte und Zelte….“ Decken und Zelte / Planen aller Größen sind jetzt in Mangel in Pokhara, Butwal, Chitwan und Nepalgunj. Unsere Partnerorganisation versucht,  Non-Food-Produkte aus Indien zu bekommen. Aber auch in Delhi ist dies in der Zwischenzeit Mangelware. Ein Dorfbewohner, der im Rollstuhl sitzt, berichtet: "Mein Haus ist völlig zerstört, aber ich bin sehr glücklich. Ich war allein zu Hause, aber da ich eine Rampe am Haus hatte, die ihr (Partnerorganisation von uns) gebaut habt, ich war in der Lage, das Haus zu verlassen und ich bin am Leben".  

30.04.2015 - 21:50 Uhr

Guten Abend,

zumindest ist es schon spät in Nepal! Die ersten 3 Lkw‘s kamen im Bezirk Dhading an. Auf dieser Reise konnten wir 12,5 Tonnen Lebensmittel und 1300 Decken, 200 Zelte (Planen mit Seilen) und 500 Schlafmatten für 500 Haushalte Dhading an die Bevölkerung verteilen. Die gleiche Menge an Materialen wird morgen früh mit einem zweiten Konvoi losgeschickt. Leider ist der Bedarf ist sehr viel größer. Die örtlichen Behörden informierten unser Team, dass es sich um über 70.000 betroffene Haushalte im Bezirk Dhading handelt. 20.000 Häuser sind völlig zerstört und 50.000 sehr beschädigt. Sie benötigen 10.000 Zelte. Unser Problem ist nun, dass Decken und Zelte / Planen aller Größen in Pokhara, Butwal, Chitwan, Nepalgunj und sogar Delhi nicht mehr zu bekommen sind. Wir sind sehr dankbar für die Dutzende von Freiwilligen, die dazu beigetragen, dass die viele Arbeit erledigt werden kann. Die Schulen sind geschlossen und die Schüler setzen sich mit ein, so gut als möglich die Not zu lindern. Ohne diese Freiwilligen hätten wir es nicht geschafft, die LKW’s zu packen. Eine weiteres Team war unterwegs, um herauszufinden ob und welche Notwendigkeit in den örtlichen Krankenhäusern besteht. Die Krankenhäuser scheinen die Arbeit recht gut zu bewältigen. Sogar Hubschrauber für die Evakuierung von Patienten aus den entlegenen Orten scheinen genug vorhanden zu sein.    

30.04.2015 - 06:30 Uhr

Hier ein kurzes Update darüber, was letzte Nacht noch gepackt wurde: 7.500 kg Reis, 1.000 kg Linsen, 500 kg Salz, 500 Kartons Nudeln, 500 Liter Speiseöl, 1.500 Stück Seife, 1500 Spiele, 1.000 Pakete Kerzen, 500 Matratzen, 200 Zelte und Seile, 1.300 Decken. Die Fahrzeuge sind heute früh losgefahren. Einer unser Provide-Mitarbeiter ist mit dabei und schreibt: "Wir sind mit einem 6-köpfigen Team auf dem Weg nach Dhading. Dhadding ist nach Gorkha und Lamjung weiter östlich in Richtung Kathmandu. Fahrzeit ca. 3-5h."  Wir haben gerade gehört, dass eines davon einen Unfall hatte, aber keiner verletzt wurde. Darüber sind wir sehr dankbar. Wir benötigen viel Bewahrung. Die Straßen sind schlecht, der Regen kommt dazu und alle sind übermüdet... Wir haben heute morgen ein Angebot einer Heli-Organisation bekommen, die einen Helikopter in Malaysia stationiert haben und bereit wären, den nach Nepal zu bringen. Wir sind am Abklären, ob unsere Partnerorganisation das stemmen kann. Wäre eine geniale Hilfe, einen eigenen Helikopter zu haben. In ganz Nepal gibt es momentan nur ca. 20 Stück - die heillos überlastet sind mit der vielen Arbeit.

29.04.2015 - 16:30 Uhr

Heute haben wir hart gearbeitet, um das am meisten benötigte Material für betroffene Bereiche zu bekommen. Denn Nahrung und Schutz für alle Erdbebenopfer sind nun dringend notwendig und nicht mehr vorhanden. Wir versuchten, verschiedene Gegenstände auf dem lokalen Markt zu erwerben, so zum Beispiel Kunststoffplatten, Decken, Essen, Trinkwasser usw. In Pokhara haben uns viele geholfen, die erworbenen Dinge zu sortieren, zu verpacken und die Lieferungen in die Lastwagen zu verstauen. Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe. Diese Pakete werden wir morgen früh mit einem LKW ins Dhading District fahren. Zum Teil wurden sie mit dem Hubschrauber verteilt. Die Ärzte, die gestern und heute in den sehr abgelegenen Dörfern von Gorkha waren, berichteten, dass ganze Dörfer versuchen, die größeren Städte zu Fuß zu erreichen. So könnte es sein, dass große Scharen Vertriebener in den nächsten Tagen in den Städten eintreffen.  

29.04.2015 - 12:30 Uhr

Unsere Partnerorganisation ist gerade dabei, Notfall-Pakete zu packen, die dann per Hubschrauber über remote areas in Gorkha abgeworfen werden sollen. Wir sind weiter am Vorbereiten eines zweiten medizinischen Einsatz im Dading-Distrikt (östlich von Gorkha). So wie es momentan aussieht, wird unser Mitarbeiter mit dem Team morgen früh aufbrechen. Der Regen hat - zumindest in Pokhara - aufgehört. Die Hubschrauber fliegen wieder.   29.04.2015 - 8.30 Uhr Das Ärzteteam ist gestern Abend gut zurück gekommen. Der Eindruck unseres Teams hat sich bestätigt: das Hauptproblem ist jetzt Nahrungsmittel, Decken und Zeltplanen. Seit gestern haben wir immer wieder starke und lange Regenfälle. Das führt zu neuen Erdrutschen. Die Temperaturen in den Bergen sind auch empfindlich gefallen. Es heißt, dass ein weiteres Dorf von einem Erdrutsch begraben sei und es 250 Tote gegeben hätte (dafür gibt es bisher keine offizielle Bestätigung). Zwei unserer Ärzte, die gestern mit einem Armee-Hubschrauber in ein entlegenes Bergdorf geflogen wurden, sitzen dort noch fest, da auch der Fußweg raus nicht mehr möglich ist. Aber auch sie bestätigen, dass die medizinische Arbeit nicht mehr das Wichtigste ist und es weniger Tote und Verletzte gab, als ursprünglich angenommen. Hier in Pokhara hat der Regen jetzt aufgehört und die Armee-Hubschrauber fliegen wieder Verletzte aus. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern in Pokhara, haben wir für die aktuelle Not für 2000 Haushalte Lebensmittel und Materialien  eingekauft. Wir werden heute zusammen mit unserer Partnerorganisation versuchen, diese Hilfsgüter zum Flughafen in Pokhara zu bringen und dann per Helikopter in die Distrikte zu fliegen. Weitere Hilfstransporte gehen dann per LKW raus. Wir brauchen weiterhin  Weisheit und Klarheit, wie am besten geholfen werden kann.   Es regnet in Strömen.

28.05.2015 - 10:45 Uhr

Ein Mitarbeiter aus dem Hilfstrupp nahe des Epizentrums berichtet: Seit einer Stunde regnet es in Strömen im Erdbeben-Gebiet, die Temperaturen sind empfindlich gefallen. Die Bilder aus den entlegenen Dörfern nahe des Epizentrums sind erschütternd. Hunderte Menschen stehen ohne Schutz im Regen. Von ihren Häusern ist nur noch Schutt übrig. Dennoch bestätigt sich auch dort, dass es, soweit momentan absehbar, weniger Tote gegeben hat, als befürchtet. Unsere Ärzte arbeiten noch. Die Hauptanstrengung der nächsten Tage wird sein, schnellstmöglich Lebensmittel, Decken und Zelte in die betroffenen Gebiete zu bringen. Wir sind parallel dabei, das von Pokhara aus zu organisieren. Unser Survey-Team wird voraussichtlich heute Nacht oder morgen zurück kommen und dann die nächsten Einsätze vorbereiten. Bild von der Übernachtung im Freien Unser Team übernachtete im Freien. 28.04.2015 - 08:30 Uhr Wir hatten eine gute Nacht mit einigen Nachbeben, aber keine zu starken. Die Nacht war ruhig und die Temperaturen sind auch in einem Bereich, so dass man draußen schlafen kann. In den Dörfern, in denen unser Team bisher war, gab es nur wenig Verletzte oder Tote. Jedoch sehr viele Schäden, der Großteil der Häuser und Infrastruktur ist zerstört bzw. beschädigt. Die Langzeitfolgen sind immens. Einer unserer Mitarbeiter sprach mit einem Mann, der erzählte, dass in seinem Dorf der Großteil der 1100 Häuser kaputt sei und die über 2000 Menschen des Dorfes draußen schlafen. Momentan ist es relativ trocken ist. Bald  fängt jedoch der Monsun (Regenzeit) an.  Heute morgen ist unser Mitarbeiter mit zwei Ärzten mit dem Hubschrauber zu entlegenen Dörfern  unterwegs,  die bisher von der Außenwelt abgeschnitten waren. Unser Hospital in Pokhara bereitet gerade sich darauf vor, Patienten aufzunehmen für weitere Behandlungen und Rehabilitation.  

27.04.2015 - 19:00 Uhr

Wir sind mit einem mobilen medizinischen Einsatzteam heute Vormittag in Pokhara aufgebrochen. In einem kleinen Dorf östlich von Gorkha - in unmittelbarer Nähe zum Epizentrum - haben wir rund 150 Menschen medizinisch versorgt. Dort standen von insgesamt 40 Häusern nur noch drei. Die Zerstörung ist immens. Bis hierhin konnten wir noch mit dem LKW und Trucks gelangen. Entlegenere Gebiete sind leider nur zu Fuß zu erreichen. Die schwersten Verletzten von dort wurden schon am Sonntag mit Helikoptern in Krankenhäuser nach Pokhara geflogen.  Es fehlen vor allem Decken, Baumaterialien für Zelte und Nahrungsmittel werden dringend gebraucht.